Ein Beispiel aus Stockheim in Unterfranken zeigt auf, wie das Schließen von Funklöchern nicht praktiziert werden sollte
Eine Bewohnerin von Stockheim schrieb an NRMO, wie der Bürgermeister und der Gemeinderat kurzerhand einen Mobilfunksender auf das Rathaus in der Ortsmitte setzen wollten. Einige Bürger der 1100-Seelen-Gemeinde am Fuße der bayerischen Rhön hatten über einen schlechten Handyempfang geklagt. Da kam dem Bürgermeister die Funkloch-Initiative der Bayerischen Staatsregierung gerade recht. Er nahm Kontakt mit der Telekom auf. Der Betreiber schlug sogleich den optimalen Standort vor: zentral in der Ortsmitte. Noch vor der Gemeinderatssitzung im Juli 2018 kam es zum Aufschrei der betroffenen Anwohner. Eine kleine Bürgerinitiative gründete sich und sammelte spontan 180 Unterschriften im Ort. Bürgermeister Martin Link zeigte sich beeindruckt.
Zunächst wollte er das Vorhaben absagen; doch er entschied sich anders und gebar die Idee einer Bürgerbefragung. Im nächsten Schritt sollen alle Stockheimer von einen „neutralen“ Fachmann im Rahmen einer öffentliche Veranstaltung informiert werden. Zu diesem Zweck hat Bürgermeister Link als Referenten Herrn Dr. Kurz vom Landesamt für Umwelt in Hof zum Vortrag am 10. Oktober eingeladen. Wie heftig die Meinungen beim Thema Mobilfunkstandort aufeinander prallen, erlebten die Stockheimer bereits am 7. September 2018. Die Bürgerinitiative hatte Frau Dr. Waldmann-Selsam zu einem Vortrag eingeladen. An dem Abend sorgten Störenfriede durch Zwischenrufe und respektlose Kommentare ständig für Unruhe im Saal, zum Leidwesen der Referentin aus Bamberg.
Die Bayerische Staatsregierung will 1000 neue Sender auf Kosten der Steuerzahler bauen
Mit achtzig Millionen Euro Fördermittel will die Bayerische Staatsregierung Funklöcher schließen. Als Gegenleistung sollen die Betreiber Telekom, Vodafone und Telefonica rund tausend neue Sendemasten in dünn besiedelten Flächen aufstellen und bestehende Standorte ausbauen. „Auch enge Täler und schwierig zu versorgende Gebiete sollen davon profitieren“, so Wirtschaftsminister Pschierer von der CSU.
Die Betreiber können nun frohlocken. Der Staat finanziert den Ausbau der Funknetze und die Einnahmen verbleiben bei den Firmen. Im schlechtesten Fall läuft es so wie in Stockheim: wenn der Sender mitten in den Ort kommen soll und die Bürger vorher nichts von dem Ausbau erfahren.