Niemand lernt digital

Digitalisierung in Schulen - Vortrag von Professor Lankau in Hof

Professor Ralf Lankau zur Digitalisierung in Schulen

Professor Ralf Lankau sprach auf Einladung von NRMO und der Bürgerinitiative Hof im Gründerzentrum

Gut Fünfzig Zuhörer waren am 22. März in das im Gründerzentrum der Fachhochschule zum Vortrag gekommen, darunter die Vorstände von Netzwerk Risiko Mobilfunk Oberfranken. Ralf Lankau unterrichtet seit 1985 Gestaltungstechniken mit analogen und digitalen Techniken, seit 2002 ist der gebürtige Lübecker Professor für Mediengestaltung, Graphik und Design an der Hochschule Offenburg. Sein aktuelles Buch „Die pädagogische Wende“ fordert die Rückbesinnung auf das Unterrichten in ursprünglichen Sinn. „Lernen ist Beziehungsarbeit in der Gemeinschaft“, so der Pädagoge, „der/die Lehrer*in strukturiert den Unterricht und nutzt dafür Medien“. Das könne gut die Tafel sein, sagt Lankau. Er wendet sich aber nicht generell gegen digitale Medien, fordert aber eine sinnvolle Verwendung. Für Pädagogen*innen bleibt Unterrichten das Kerngeschäft. Medien und Technik können Lehr- und Lernprozesse bei Bedarf unterstützen, aber nicht ersetzen.

Ein Appell gegen die Kommerzialisierung der Schule

Eindringlich warnt Ralf Lankau vor der Einflussnahme von großen amerikanischen Konzernen auf den Unterricht. Die Industrie hat die Bildung als ein wichtiges Geschäftsfeld ausgemacht. Deren Lobbyisten fordern, dass digitale Technik und Programmiersprachen schon in der Grundschule unterrichtet werden. Dabei ist der Erfolgsnachweis von digitalen Medien im Unterricht nach wie vor nicht erbracht. „Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für den Erfolg der Digitalisierung“, sagt Lankau. Die großen IT-Firmen versprechen Automatisierung, Effizienz und Messbarkeit des Unterrichts. Jede*r Schüler*in ist mit einem personalisierten Laptop identifizierbar. „Wir wollen aber keine Überwachungspädagogik“, fordert Professor Lankau. „Nicht das Ergebnis ist wichtig, sondern der Prozess.“

Verbot von privaten Medien im Unterricht gefordert

Es kann nicht sein, dass Schüler*innen ihre eigenes Smartphone mit in den Unterricht bringen. Die Geräte haben Suchtpotential und lenken vom Unterricht ab. In der Pause sollen sich die Kinder bewegen und nicht ständig auf ihr Handy starren. Viele europäische Nationen machen uns dies vor, weiß Ralf Lankau. Gerade findet im IT-freundlichen Schweden ein Umdenken statt. Zu dem Thema meldet sich ein Hörer aus dem Publikum, selbst Pädagoge: „Es kommt immer wieder vor, dass Schüler den Unterrichtsstoff per ‚Google‘ überprüfen, um den Lehrer vorzuführen.“ Eine Zuhörerin ergänzt: „Kürzlich hat ein Schüler per Handy seinen Vater zu Hause angerufen und die Aussagen der Lehrerin überprüfen lassen.“

Literaturhinweis und Linkempfehlung

Kein Mensch lernt digital 28,00 Euro.

Armin Grunwald: Gretchenfrage 4.0

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