Eigenaktivität fördern anstatt unbegrenzten Medienkonsum hinnehmen

Wege zur gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen – Webinar Nr. 16 von Diagnose Funk

Dr. med. Michaela GöcklerDr. Michaela Glöckler (Bild links) ist Kinderärztin und Unterstützerin der Walddorfpädagogik. In einem lebhaften Vortrag ohne Ablenkung von Bildern oder Textvorlagen plädierte sie für eine Pädagogik mit allen Sinnen. Kinder unter zehn Jahren sollten noch gar keinen Kontakt zum Smartphone erhalten. Denn erst dann setze die emotionale Reifung ein. Für eine gesunde Entwicklung von Kindern gelten ähnliche Regeln wie für die Vorsorge von Altersdemenz. Viel Bewegung, soziale Kontakte, Einbeziehen von künstlerischen Elementen und schöne Sinneseindrücke aktivieren die Zellen im Gehirn und sorgen für neue Verschaltungen. „Chorsingen oder Tanzen sind für die Entwicklung des Gehirns besser als Kreuzworträtsel lösen“, ist Michaela Glöckler überzeugt. Eltern sollten den Kindern lieber eine Geschichte vorlesen als ihnen ein Hörbuch zu geben. Denn während des Vortrags sehen sie sofort die Reaktionen der Kinder und können darüber sprechen.

Warum Bill Gates seiner Tochter erst mit 14 Jahren ein Smartphone erlaubte

Kinder sollen mit der Umwelt in Resonanz gehen, ein Werkstück bearbeiten oder ein Musikinstrument erlernen, anstatt die Augen starr auf den Bildschirm zu richten. Kinder sollen auch Fehlertoleranz lernen. „Technik ist perfekt, der Mensch ist defizitär“, weiß die Kinderärztin. Gates war übrigens nicht der einzige Computerpionier, der seine Kinder im frühen Alter von der Technik fernhielt. Auch Apple-Gründer Steve Jobs war vorsichtig und schickte sein Kind auf die Walddorfschule. Michaela Glöckler weiß, dass dort das Gebot von „screenfree“ gilt, d.h. für Kinder unter 14 Jahren kein Medienkonsum.

Ohne Regeln klappt das Familienleben nicht

Die rege Diskussion nach dem Vortrag zeigte immer wieder die Konflikte in den Familien auf. „Wie soll ich meiner zehnjährigen Tochter erklären, dass ihre größere Schwester schon ein Smartphone hat und sie nicht“, fragte eine besorgte Mutter. Dafür gebe es Regeln, empfahl die Medienpädagogin. „Alkohol wird ja auch nicht an Kinder verabreicht“, nennt sie als Beispiel. Im übrigen sei es sinnvoll, dem Kind zunächst ein Handy leihweise zu geben, ohne dass es gleich einen Besitzanspruch erhebt. Nachts könnte das Gerät an einem zentralen Platz im Wohnzimmer aufbewahrt werden. So sorgen die Eltern dafür, dass die Kinder ungestörten Schlaf finden. „Das hat alles mit Familienkultur zu tun“, ist Michaela Glöckler überzeugt.

Links

Videomitschnitt des Webinars mit Michaela Glöcker
Informationen zum Webinar Nr. 16 bei diagnose-funk.org

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