Im Bamberg wächst Widerstand gegen 5G

Jörn Gutbier am Rednerpult

Mobilfunkkritiker Jörn Gutbier hielt einen Vortrag im Bistumssaal in Bamberg

Mobilfunk-Initiativen schließen sich zusammen und laden Jörn Gutbier zum Vortrag ein

Gut 120 Interessierte strömten am 27.11.2019 in den Festsaal des Bistumshauses am Heinrichsdamm in Bamberg. Fünf oberfränkische Initiativen hatten den Vorsitzenden von Diagnose Funk zu einem Vortrag eingeladen. Im einzelnen waren dies die katholische Erwachsenenbildung Bamberg, die katholische Hochschulgemeinde Bamberg, die Volkshochschule Landkreis Bamberg, Naturschutz zum Mitmachen in Hirschaid, Stopp 5G Bürgerinitiative Franken und unser Netzwerk Risiko Mobilfunk Oberfranken. Jörn Gutbier hielt einen sehr kompakten Vortrag über 1,5 Stunden. Daran anschließend kamen viele Fragen auf, die später noch im kleinen Kreis vertieft wurden. Auch die Initiativen kamen gut untereinander ins Gespräch.

Der Staat will freie Fahrt für Mobilfunksender

Die wichtigste Neuigkeit von Gutbier klingt sehr besorgniserregend. Der Gesetzgeber will offensichtlich alle Hürden beseitigen, die einem lückenlosen Netzausbau im Wege stehen. Sendeanlagen größer 15 Meter sollen genehmigungsfrei werden, die Bauordnungen werden aufgeweicht, d.h. Mobilfunkstandorte sollen zukünftig auch in reinen Wohngebieten zulässig sein. Standorte für Behördenfunk (BOS) sollen für kommerzielle Anwendungen frei gegeben werden. Bisher waren diese Standorte ausschließlich den Sicherheitsdiensten vorbehalten. Die Liegenschaften von deutschen Behörden standen bisher auch schon für Senderstandorte zur Verfügung. Diese Möglichkeiten sollen noch besser genutzt werden. Schließlich finanziert der Staat aus Steuermitteln den weiteren Senderausbau. Jörn Gutbier weist bei seinem Vortrag auf den Unsinn hin, wenn alle vier Betreibernetze zu hundert Prozent ausgebaut werden sollen, anstatt Standorte gemeinsam zu nutzen (Roamingverfahren).

Zweifel macht die Politik handlungsunfähig

Die Informationsstrategie der Mobilfunkindustrie sieht derjenigen der Zigarettenindustrie seit 40 Jahren sehr ähnlich. Es werden Zweifel an der Richtigkeit von Studienergebnissen gestreut, willfährige Forscher gekauft, weltweit einheitliche Pressemeldungen lanciert. „Doubt is their product“ wäre die internationale Überschrift über diese Vorgehensweise. Sogar die renommierte Stiftung Warentest musste herhalten, um Zweifel an der Gefährlichkeit der Mobilfunktechnik zu säen. Für Gutbier ist dies nachvollziehbar, denn die genannte Zeitschrift gehört seiner Information nach zu hundert Prozent dem Bund.

Mobilfunkkritik soll breiter aufgestellt werden

Jörn Gutbier möchte gerne das Thema „Mobilfunk“ aus der isolierten Betrachtung von Gesundheitsschutz herauslösen. Es gäbe weitere Kriterien zu diskutieren, so der Vorsitzende von Diagnose Funk. Da steht einmal der enorme Energieverbrauch zu Debatte, wenn das Sendernetz lückenlos ausgebaut wird. Dazu kommen noch millionenfach eingesetzte Kleinsender, die beispielsweise Wasserstände, Stromverbräuche oder Straßenzustandsdaten an Verteilerstellen funken. Der Ressourcenverbrauch schnellt in die Höhe, wenn die elektronischen Teile kaputt gehen oder veraltet sind und in den Müll (?) wandern. Nicht zu Ende gedacht sind Probleme mit dem Datenschutz, wenn immer und überall persönliche Daten abgefragt werden. Wollen wir wirklich chinesische Verhältnisse?

Eine Sprache finden, um gehört zu werden

Diagnose Funk möchte gerne die Kommunikation auf viele Schultern verteilen. Dazu sollen „Speaker“ ausgebildet werden, um Menschen mit einer verständlichen Sprache zu erreichen. Dazu müssen die Kommunikatoren selbst erst die technischen und sozialen Zusammenhänge verstehen lernen. Die Verbraucherschutzorganisation will dazu ihren Beitrag leisten und die „Speaker“ ausbilden. Gutbier sieht in politischen Handlungen mehr Erfolgspotenzial als in juristischen Auseinandersetzungen. Eine Normenkontrollklage würde nach seiner Einschätzung mindestens acht Jahre dauern und etwa 200.000 Euro kosten.

Links

Mobilfunkstrategie Bundesregierung
Europaem EMF Leitlinie 2016

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