Wie die im September veröffentlichte WHO-Studie zu bewerten ist
„Handynutzung erhöht Krebsrisiko nicht“, betitelten mehrere Tageszeitungen in Oberfranken die Ergebnisse der WHO-Studie, die den Zusammenhang zwischen Hochfrequenzfeldern und Hirntumoren untersuchte. Wer sich die Studie im Original ansieht, kann diese vereinfachte Darstellung im Text nicht finden. Vielmehr wird vorsichtig formuliert: „Für die Exposition des Kopfes im Nahfeld von hochfrequenter Strahlung gab es mäßig sichere Belege dafür, dass sich das Risiko von Gliomen und anderen Tumoren wahrscheinlich nicht erhöht.“ Daraus ist zu entnehmen, dass kein seriöser Forscher die absolute Meinung vertreten wird, dass grundsätzlich kein Risiko bei der Nutzung von Mobiltelefonen besteht.
Eine Literaturstudie der letzten dreißig Jahre
Im Original ist auch ersichtlich, dass die WHO-Studie keine ursächliche neue Untersuchung von Gesundheitsrisiken und Mobilfunk ist. Vielmehr handelt es sich um eine Literaturrecherche aus Veröffentlichungen der letzten dreißig Jahre. Dabei gingen die Forscher selektiv vor, in dem sie aus 5.000 Studien 63 Arbeiten genauer untersuchten und zur oben genannten Schlussfolgerung kamen. Es handelt sich somit um eine subjektive Auswahl, die durchaus auch anders ausfallen hätte können.
Forscher sind auch für die ICNIRPP tätig
Bemerkenswert an der Geschichte ist auch, dass der deutsche Teilnehmer der Untersuchung, Dan Baaken, einerseits für das Bundesamt für Strahlenschutz arbeitet, anderseits aber auch als wissenschaftlicher Sekretär der „Internationalen Kommission für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung“, kurz ICNIRPP genannt, tätig ist. Die ICNIRPP ist ein eingetragener Verein mit Sitz in München, der bekanntlich Verbindungen zur Mobilfunkindustrie unterhält. Es ist schwer vorstellbar, dass Industrievertreter eine Studie unterstützen würden, die ein gesundheitliches Risiko bei der Nutzung von Mobiltelefonen feststellen würde.
Link zur Originalstudie
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412024005695