Voll besetzter Saal im Umweltschutzinformationszentrum Lindenhof
Als Hauptredner der Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft Wohn- und Baubiologen (AWB) hatte Franz Mayerhofer den Architekten und Baubiologen Jörn Gutbier aus Herrenberg bei Stuttgart eingeladen. Gutbier ist Vorstand des mobilfunkkritischen Vereins Diagnose Funk und Mitglied im Stadtrat von Herrenberg. Er sprach gut zwei Stunden im vollbesetzten Saal des Informationszentrums Lindenhof in Bayreuth zu aktuellen Mobilfunkthemen. NRMO unterstützt die Vortragsreihe der AWB jährlich mit einem finanziellen Beitrag. Im folgenden eine Zusammenfassung der wichtigsten Themen:
Politiker am Gängelband der Wirtschaft
Die Wirtschaft kreiert mit 5G gerade einen Hype. Die versprochene schöne neue Welt wird sich schnell als heiße Luft entpuppen. Das Internet der Dinge (IoT = Internet of Things) soll neue Märkte schaffen und für Wirtschaftswachstum sorgen. Letztlich werden Strukturen geschaffen, die zur Totalüberwachung der Menschen führen. Gutbier fasste die Situation in drei Schlagworten zusammen: die Wirtschaft „will“, die Politik „soll“ und der Bürger „muss“.
Indoorversorgung anstatt mauerdurchdringende Funkwellen
Nach Einschätzung Gutbiers macht gegenwärtig das „Indoorstreaming“ 80% des Funkverkehrs aus. Telefonieren steht nicht mehr an erster Stelle. Würde jeder Nutzer seinen hauseigenen Bedarf z.B. mit Femtozellen decken, könnte die Leistungsstärke der Sender im Außenbereich um den Faktor 50 bis 100 gesenkt werden. Aktuell ist die Sendeleistung darauf ausgelegt, den Nutzer bis in den Keller zu erreichen.
Der Staat versagt bei der Gesundheitsvorsorge
Mobilfunkkritische Studien werden nicht ernst genommen. Wissenschaftler, die auf dem Gebiet forschen, werden als unglaubwürdig hingestellt. „Die Mobilfunklobby streut Zweifel“, so Gutbier, „damit sorgt sie für Unsicherheit in der Politik, im Journalismus und letztlich bei den Bürgern.“ Jede Studie, die etwas gefunden hat, wird sofort zerpflückt und als unglaubwürdig hingestellt. Sogar die breit angelegte NTP-Studie aus den USA erkennt das Bundesamt für Strahlenschutz nicht an. Hingegen verlassen sich Politiker auf die Grenzwerte der ICNIRP. Bei dieser Organisation handelt es sich um einen privaten Verein mit Sitz in München. Gutbier zeigt auf, dass die staatliche Vorsorge bereits beim Rauchen, beim Thema Asbest und bei Holzschutzmitteln versagt hatte.
Vorschläge zur Verringerung der Mobilfunkfelder
Jörn Gutbier zeigt zusammenfassend Möglichkeiten auf, wie die Mobilfunkfelder reduziert werden könnten:
1) Die „alten“ Mobilfunktechniken GSM und UMTS sollten schnellstmöglich abgeschaltet und durch LTE ersetzt werden.
2) Ein Netz für alle: Mobilfunkbetreiber sollten gemeinsame Standorte nutzen, wie es unter dem Begriff „Roaming“ definiert ist.
3) Die Trennung von Outdoor- und Indoorversorgung vornehmen (bereits oben beschrieben).
4) Die Datenübertragung mit Licht einführen. Diese Technik läuft unter den Begriffen „Light Fidelity = LiFi“ oder „Visuable Light Communication = VLC“.
5) WLAN nur noch im hochfrequenten Bereich anwenden, z.B. mit der Frequenz von 60 Gigahertz. Diese Funkwellen durchdringen keine Mauern zum Nachbarn hin.